What is This Thing Called Jazz?
Afro-amerikanische Sounds zwischen Oralität, Schriftlichkeit und Audiotaktilität
Giancarlo Siciliano
Um einige Problemkreise der verwirrend «intermediären» Identität der Jazzpraxis zu umreissen, mobilisiert dieser Beitrag Ressourcen aus der Musikethnologie und der Philosophie und versucht, die Jazzpraxis in der Verschmelzung von Schriftlichkeit und Oralität zu verstehen, eine Verschmelzung, für die Vicenzo Caporaletti den Begriff der «Audiotaktilität» prägte. Musikalische Prozesse des Jazz lassen sich demnach als «intermediär» nachvollziehen: weder sind sie von Schriftlichkeit dominiert noch speisen sie sich aus purer Oralität. Die Essenz dieser Prozesse – die zu interpretierenden Standards – kann so als fortwährende Reaktualisierung eines ungreifbaren Originals verstanden werden (nach Nancy, Stiegler und Szendy).
Der Jazz wird dadurch zu einem Akt der Subversion gegenüber dem westlichen «Schriftzentrismus» – eine Subversion, die sich mitten aus dem Herz ebendieser Kultur entwickelt hat, und ihr dadurch weitgreifende Fragen zu stellen vermag.