Dissonance

(Frei) improvisierte Musik in der Musikwissenschaft?

Aufgaben und Möglichkeiten einer aufgeklärten Geisteswissenschaft

Nina Polaschegg
Die Improvisation ist ein Stiefkind der Musikwissenschaft. Allenfalls in der Jazzanalyse oder im Zusammenhang mit Alter Musik wird ihr meist ein, wenn auch letztlich eher marginaler, Stellenwert eingeräumt. Zeitgenössische improvisierte Musik jenseits des Jazz findet sich allenfalls in Untersuchungen zur Musikpädagogik, zur Musiktherapie und Musikpsychologie. Als ästhetischer Untersuchungsgegenstand ist sie praktisch inexistent. Man versteht leicht, weshalb: Die gängigen Analysekategorien, gewonnen an komponierter Musik, werden ebenso wie die Definition der Kunstmusik vom (notierten) Werk her in Frage gestellt. Symptomatischerweise blieben die Ansätze, Kriterien zur Analyse (frei) improvisierter Musik zu entwickeln, fast unbeachtet. Diese wieder aufzugreifen, scheint allerdings heute unumgänglich, da die Improvisation inzwischen auch für Komponisten Bedeutung erlangt hat und zunehmend ihren Platz in Festivals für zeitgenössische Musik findet.

by moxi