A good servant dismissed for becoming a bad master
Zur Geschichte der gleichstufigen Temperatur
Cathy van Eck
Warum etablierte sich am Anfang des 20. Jahrhunderts die gleichstufige Temperatur als Standard – und liess damit die Vielfalt an Temperaturen verschwinden, die im 19. Jahrhundert noch gebräuchlich waren? Cathy van Eck zeichnet die im 19. Jahrhundert geführte Debatte über Temperaturen nach und unterzieht die These einer kritischen Überprüfung, dass die gleichstufige Temperatur deswegen zum Durchbruch gekommen sei, weil nur sie das Modulieren durch alle Tonarten erlaube. Die Autorin kommt zum Schluss, dass darin nicht der Hauptgrund liegen kann, und identifiziert stattdessen andere Entwicklungen als wichtige Schritte: die Industrialisierung des Klavierbaus, die Entstehung des Berufs der Klavierstimmer oder die Verbreitung des Klaviers im bürgerlichen
Haushalt. Ausgehend von der Feststellung, dass die gleichstufige Temperatur sich wesentlich später durchsetzte als das Repertoire entstanden ist, für das sie heute eingesetzt wird, skizziert die Autorin, was die historische Vielfalt der Temperaturen für die historisch informierte
Aufführungspraxis bedeuten kann.
