Quasi un attraversamento
Saxophonmehrklänge in Kunst und Forschung von Giorgio Netti, Marcus Weiss und Georg Friedrich Haas
Michael Kunkel
Allein aus Mehrklängen des Sopransaxophons schuf Giorgio Netti in seinem Zyklus
necessità d’interrogare il cielo einen kompositorischen Zusammenhang von über einer Stunde Ausdehnung. Dieses Werk wurde zum Auslöser eines Forschungsprojekts von Giorgio Netti und Marcus Weiss, das sich der systematischen Erfassung und Darstellung von Saxophonmehrklängen widmete. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in einer zweisprachigen Bärenreiter-Publikation vorgelegt und fanden umgehend Anwendung in der kompositorischen Praxis: Georg Friedrich Haas wendet in seinem
Konzert für Baritonsaxophon und Orchester
die von Netti und Weiss systematisierten Saxophonmehrklänge nicht nur an, sondern lässt sie in orchestral auskomponierter Gestalt harmonische und temporale Prozesse auslösen und begründen. Diese fast bruchlose Bewegung von Kunst zur Forschung und wieder zurück zur Kunst wird in diesem Artikel nachgezeichnet und mit analytischen Beoachtungen an den Werken von Netti und Haas untermauert.