Dissonance

Representing Benjamin

Brian Ferneyhoughs «Shadowtime» und die Philosophie

Lois Fitch
Ferneyhough hat früh Interesse an Walter Benjamins Philosophie gefunden, spätestens zur Entstehungszeit von Lemma-Icon-Epigram und Kurze Schatten II. Seine erste Oper Shadowtime zeigt die bislang ausgeprägteste Interaktion zwischen Ferneyhoughs Komponieren und Benjamins Philosophie, beginnend mit der ersten Szene (von sieben), in der die Hauptfigur, Benjamin, 1940 die spanische Grenze erreicht, wo ihm der Übertritt – und damit die sichere Flucht nach Amerika – verwehrt wird. Die weiteren sechs Szenen imaginieren Benjamins Abstieg in die Unterwelt bis zu seinem Freitod. Dieser Abstieg wird – ohne explizite Narrativität – allegorisch nachgezeichnet, parallel dazu werden Benjamin'sche Denkkonzepte ausgearbeitet. Shadowtime ist eine Art doppeltes Werk, ein Eintauchen in Benjamins Denken auf musikalischen und literarischen Wegen (Bernsteins Libretto wurde als eigenständiges literarisches Werk publiziert). Im Zentrum dieses Aufsatzes steht eine Analyse des philosophischen Kontexts von Shadowtime (und Ferneyhoughs kompositorischer Umgang mit diesem) sowie der «sound poetry» von Bernstein.

by moxi